Welches Teleskop ist für den Amateur richtig?

Tips für Einsteiger

Um es vorweg zu sagen: Die absolut richtige Antwort gibt es nicht. Als das erste optische Instrument zur Himmelsbeobachtung ist ein gutes 7 x 50 Fernglas empfehlen, vielleicht auch ein 10 x 50. Dabei bedeutet die erste Zahl 7 eine 7-fache Vergrößerung. Die zweite Zahl 50 gibt den Objektivdurchmesser in Millimeter an. Im Vergleich zum bloßem Auge liefert dieses Fernglas bereits die 100-fache Lichtmenge. An dunklen Standorten sind damit bereits sehr schöne Beobachtungen möglich, und ein Fernglas ist leicht überall mit hinzunehmen.

Die Vergrößerung
Anbieter von Billig-Fernrohren werben oft mit 400-facher Vergrößerung oder ähnlichem. Sie können mit jedem Teleskop fast jede beliebige Vergrößerung erreichen, jedoch ist die maximal sinnvolle Vergrößerung stets nur das doppelte der Objektivöffnung in mm, sofern die Sichtbedingungen dies überhaupt zulassen...

Fernrohrtypen
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Fernrohrtypen:
  • Spiegelteleskop (Reflektor)
  • Linsenteleskop (Refraktor)
Der Reflektor bündelt das Licht durch Reflexion an einem Parabolspiegel. Der Refraktor bündelt das Licht durch eine oder mehrere Linsen. Der Punkt, an dem die gebündelten Lichtstrahlen zusammentreffen, heißt Brennpunkt. Im Brennpunkt entsteht ein winziges Bild des Beobachtungsobjektes. Um dieses winzige Bildchen zu sehen, benötigen Sie eine Lupe. Diese Lupe heißt Okular und wird in den Okularstutzen des Fernrohres gesteckt. Jedes Okular hat eine bestimmte Brennweite, welche die Vergrößerung mitbestimmt. Teilen Sie die Fernrohrbrennweite durch die Okularbrennweite und Sie erhalten die Vergrößerung: z. B. 910 mm geteilt durch 10 mm = 91-fache Vergrößerung. Je kürzer die Okularbrennweite, desto höher ist die Vergrößerung. Aber über die maximal sinnvolle Vergrößerung hinauszugehen bringt keinen Gewinn. Egal, ob Refraktor oder Reflektor: entscheidend für die Leistungsfähigkeit eines Fernrohres ist die Größe seiner Öffnung. Denn je größer die Öffnung, desto größer ist auch das Lichtsammelvermögen, das bei hoher Vergrößerung für die Helligkeitsreserve sorgt. Mit zunehmender Öffnung wächst auch das Auflösungsvermögen, das heißt die Fähigkeit, zwei eng benachbarte Objekte getrennt wahrzunehmen.
Auch wenn ein großes Fernrohr mehr Details zeigt - das beste Fernrohr ist das, welches Sie am häufigsten benutzen und das leicht zu bedienen ist, und da kann ein kleines Fernrohr seine Vorteile haben.

Refraktoren
Refraktoren sind sehr robust und bestechen durch ihre kontrastreiche Abbildung. Sie eignen sich vorzüglich zur Beobachtung von Planeten, Sonne (mit Filter), Mond, Doppelsternen und auch zur Erdbeobachtung. Ein Nachteil ist allerdings ihr relativ hoher Preis, bezogen auf die Öffnung, sowie ihre relative Lichtschwäche gegenüber dem Reflektor.

Reflektoren
Reflektoren eignen sich wegen ihrer großen Öffnung besonders zur Beobachtung lichtschwacher Galaxien, Gasnebel und Kugelsternhaufen. Nachteilig wirkt sich aus, daß bei dieser Bauart ab und zu eine neue Justierung erforderlich ist und dieser über eine etwas geringere Bildschärfe verfügt.

Schmidt-Cassegrain-Teleskop
Das Schmidt-Cassegrain-Teleskop (SC) ist in vielerlei Hinsicht ein Kompromiß: Es vereint große Öffnung und kurze Baulänge. Es ist damit kompakt, transportabel und angenehm bedienbar. Nachteilig sind die vier optischen Oberflächen im Strahlengang und die Fokussierung durch Verstellen des Hauptspiegels.

Die Montierung
Ähnlich wie bei der Wahl zwischen Reflektor und Refraktor gibt es auch hier keinen klaren Favoriten. Treffen Sie Ihre Entscheidung danach, was und wo Sie beobachten wollen. Azimutale Montierungen sind zwar preiswert, im Grunde aber für astronomische Beobachten ungeeignet. Ein Spezialfall sind die Dobson-Montierungen: eine Holzkiste mit einem Drehteller am Boden, auf dem sich der Fernrohr-Tubus befindet und sich in einer Achse kippen läßt. Dobson-Montierungen haben gegenüber der parallaktischen Montierung den Nachteil, daß man keine Nachführung hat und damit keine Astrofotografie möglich ist. Bei parallaktischen Montierungen wird eine Achse parallel zur Erdachse (Polarstern) ausgerichtet, so daß die Erddrehung leicht mit einem Motor oder per Hand ausgeglichen werden kann.
Die richtige Entscheidung kann nur jeder für sich selbst treffen, aber sie fällt leichter, wenn man sich über die folgenden Punkte im klaren ist:
  • Wieviel Geld steht zur Verfügung?
  • Beobachte ich auf dem Balkon, der Terrasse, im Garten oder brauche ich Mobilität, um mit dem Auto zu einem Beobachtungsplatz außerhalb der Stadt zu gelangen?
  • Möchte ich Astrofotografie betreiben oder plane ich nur visuelle Beobachtungen?
Ein paar Tips
Je mehr Sie über Ihr Hobby Astronomie lesen, je länger Sie durch Ihr Fernrohr schauen, je öfter Sie mit erfahrenen, gleichgesinnten Beobachtern sprechen, desto mehr werden Sie sehen und Spaß haben.
Bedenken Sie:
  • nur was ich weiß, kann ich auch sehen.
  • Bereiten Sie sich gut vor.
  • Setzen Sie sich ein Ziel für Ihre Beobachtungen.
  • Schreiben Sie auf, was Sie sehen wollen.
Fazit
Es geht um Ihre Beschäftigung mit der Astronomie. Es geht nicht um Fernrohre, nicht um Okulare und auch nicht um Brennweiten. Es geht um Ihre Freude am Beobachten, um Ihr Staunen, um Ihr Wissenwollen, um Ihr Sehenlernen.


Text: Joachim Honer & Rudolf Betker, AAU (2000)