AAU-Jugendgruppe

Sonnenfotografie im Weißlicht und H-alpha-Licht
Um die Phänomene der Sonne genauer zu betrachen und auszuwerten, empfiehlt es sich sie in Fotos festzuhalten. Um durch ein Teleskop zu fotografieren gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: Zum einen die Okularprojektion, bei der auf den Okularauszug ein entsprechender Adapter gesteckt wir, in dem sich das Okular befindet. Der Fotoapparat (Spiegelreflex) wir dann ohne sein Objektiv auf diesen Adapter montiert, so daß man die Sonne damit durch das Fernrohr fotografieren kann. Bei der Fokalprojektion ist die Vorgehensweise die gleiche, jedoch ohne Okular. Achtung (bei Nichtbeachtung droht Erblindung): Bei beiden Methoden ist ein Objektivfilter notwendig (Filter, der auf den vorderen Teil des Teleskops gesteckt wird). Für Weißlicht gibt es verschiedene Filter mit unterschiedlicher Durchlässigkeit. Für die Fotografie ist aber nur ein sogenannter ND4 Filter, welcher nur noch 1/10.000 des Sonnenlichtes durchlässt. Im H-alpha-Licht übernimmt eine auf das Okular gesteckte Vorrichtung die eigentliche Filterarbeit (Es wird nur ein schmaler Teil des Sonnenspektrums durchgelassen). Um den Energieeinfall in das Teleskop zu reduzieren muß aber noch ein Objektivwärmeschutzfilter angebrecht werden. Besonders reizvoll ist die Verfolgung einer sich zum F-Stadium entwickelnden Fleckengruppe (die maximale Ausdehnung einer Fleckengruppe, die 15° bis 20° erreichen kann; die Bestimmung des Stadiums erfolgt nach dem von M. Waldmeier entwickelten Klassifikationsschema) sowie die Ausbildung des Wilson-Effektes (die Penumbra, die "hellere" Umgebung des Fleckenkerns, scheint auf der Sonnenmitte zugewandten Seite schmaler zu sein als auf der anderen Seite) zum Sonnenrand hin. Photosphärische Fackeln sind helle Gebiete höherer magnetischer Aktivität und oft Vorboten dort entstehender Sonnenflecken. Sie können im Weißlicht nur in der Nähe des Sonnenrandes beobachtet werden, da aufgrund der Randverdunklung der Kontrast dort größer ist als in der Sonnenmitte. Ebenfalls ist es möglich, die vielfältigen Erscheinungen der Protuberanzen, Eruptionen und Filamente (Protuberanzen, die als dunkle Fäden erscheinen) sowie chromosphärische Erscheinungen(also Erscheinungen in der äußersten Schicht der Sonne, der Chromosphäre) auf der Sonnenoberfläche wie die Granulation ("körnige" Struktur auf der Sonnenscheibe, die durch Konvektionsströmungen d.h. durch aufsteigen heißer und absinken kühlerer Materie absinkt), Flares (Strahlungsausbrüche) zu erfassen. Der optimale Film zur Sonnenfotografie sowohl im H-alpha-Licht als auch im Weißlicht ist der Schwarzweißfilm Kodak TP 2415 aufgrund seiner hohen Rotempfindlichkeit. Vom Einsatz höherempfindlicher Filme sowie von Farbfilmen allgemein wird wegen des geringeren Kontrasts abgeraten. Wegen der häufig unruhigen Luft wird man bestrebt sein, möglichst kurz zu belichten. Eine Testreihe mit variierenden Belichtungszeiten und unterschiedlicher Entwicklung ist empfehlenswert. Bei Weißlichtfotografie sollte die Dichte des Objektivsonnenfilters so gewählt werden, daß man mit Belichtungszeiten unter 1/500 s auskommt. Als Anhaltspunkt bei der Fotografie im H-alpha-Licht belichtet man mit dem Protuberanzenansatz (nach Lille) auf TP 2415 ca. 1/60 s - 1/125 s. Anders liegen die Verhältnisse bei der Fotografie mit schmalbandigen Lyot-Filtern mit Bandbreite unter 0,1 nm, die objektivseitig mit einer RG 610/KG 3 Wärmeschutzglas-Kombination versehen sind. Bei einem Öffnungsverhältnis von f/30 liegen die Belichtungszeiten im Bereich 1/8 s bis 1/60 s für die Oberfläche und 1/4s bis 1 s für Protuberanzen. Wer nicht auf farbige Protuberanzenfotos verzichten möchte, sollte dennoch keinen Farbfilm verwenden. Mit einem kleinen Trick kann eine kontrastreiche "Farbaufnahme" mit rot leuchtenden Protuberanzen hergestellt werden. Zuerst auf TP 2415 ein Schwarzweißnegativ belichtet, entwickelt, danach auf TP 2415 umkopiert. Das Ergebnis ist ein Schwarzweißpositiv mit abgedunkelter Sonnenscheibe und weißen Protuberanzen. Das Positiv wird in einem Glasdia gerahmt, wobei eine Rotfilterfolie unterlegt wird.
(Auszüge aus: Bernd Koch (Hrsg.) Handbuch der Astrofotographie)