Exkursion nach Nördlingen zum Rieskrater

Exkursions-Bericht

Am 21. Mai 2000 unternahmen wir eine Fahrt nach Nördlingen ins Rieskrater-Museum. 15 Sternfreunde nutzten bei herrlichem Sonnenschein die Gelegenheit, das 1990 eröffnete Museum zu besuchen.
Wir hatten zuvor eine Führung bestellt und eine junge Geologin nahm uns mit auf eine fast zweistündige spannende Reise, dem Ries-Meteoriten auf der Spur.
Lange glaubte man, der Rieskrater entstand durch vulkanische Aktivität. Shoemaker und Chao, zwei Amerikaner, erbrachten jedoch 1960 den Beweis, daß das Ries durch einen Meteoriteneinschlag entstanden ist. Vor etwa 15 Millionen Jahren stürzte ein fast 1 Kilometer großer Steinmeteorit mit ca. 70.000 km/h nahe der heutigen Stadt Nördlingen auf die Albhochfläche und riß mit der Energie von annähernd 250.000 Hiroshima-Bomben einen inneren Krater von 12 Kilometer Durchmesser aus der Landschaft heraus. Der Einschlag des Meteoriten hinterließ eine Zone der Verwüstung im Umkreis von über 100 Kilometern. Fast alles Leben war in diesem Bereich vernichtet. Durch die Gluthitze des Aufpralls verdampfte der Meteorit völlig.

Im Museum sind jedoch andere schöne Exemplare von Stein- und Eisenmeteoriten ausgestellt, sowie Schautafeln zu deren Entstehung. Die meisten Meteoriten findet man übrigens in der Antarktis. Seit 1960 hat man dort in den Eisfeldern über 10.000 gefunden, darunter sogar 7 Meteoriten die vom Mond stammen. Dies ergab ein Vergleich mit Mondproben der Apollo-Missionen. Auf weiteren Schautafeln, Dia- und Videovorführungen wird die Mechanik der Kraterbildung erläutert. Jahrtausende nach dem Ereignis bildete sich im Krater ein See.
Ausgestellte Fossilienfunde machen es möglich, das Leben am und im Ries-See zu rekonstruieren. In einem weiteren Raum erfährt man alles über die Geologie des Rieses vor und nach dem Einschlag. Und als Paukenschlag zum Schluss, konnte man sogar einen echten Mondstein besichtigen. Dieser stammt von der Apollo 16 Mission und kann als Dankeschön der NASA betrachtet werden. Die Astronauten von Apollo 14 und 17 holten sich nämlich im Ries bei einem sog. field-training die nötigen Kraterkenntnisse.

Voll der vielen Fakten und Eindrücke machten wir uns anschließend auf die Suche nach einem Gasthaus. Nach dem Mittagessen stand eine Stadtführung durch Nördlingen auf dem Programm. Herr Bauer, bestens vertraut mit der Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung, übernahm dankenswerterweise die Leitung. Zunächst wurde der "Daniel" bestiegen, der 90 m hohe Glockenturm der St. Georgskirche, von dem man einen herrlichen Blick auf die Stadt und über das Ries hat. Ausgehend von dieser Kirche unternahmen wir eine interessante Reise durch die Jahrhunderte der Architektur, der Kunst-, Herrschafts- und Stadtgeschichte Nördlingens.
Zum Abschluss eines gelungenen Tages unternahmen wir noch nach kurzer Autofahrt den Aufstieg auf den Felsen von Wallerstein, einen 60 Meter mächtigen Felsbrocken, welcher durch Kalkablagerungen von Algen im ehemaligen Kratersee entstand. Von hier aus konnte man das ganze Ries überblicken, den Blick bis zum Kraterrand schweifen lassen und versuchen sich vorzustellen, welches Inferno vor 15 Millionen Jahren diese Landschaft geschaffen hat.


Text: Joachim Honer, AAU (2000)